Es war einmal auf der Insel der Briten, da werkte ein Automobilhersteller, der gab die Motorleistung der von ihm in Verkehr gesetzten Luxuslimousinen in vornehmer Zurückhaltung mit `Ausreichend´ an. Da wusste man dort allerdings noch Nichts von der unersättlichen Gier der neuen Reichen. Wie so viele Flagschiffe des Empires geriet auch dieses in Schräglage, als Retter und Lotse aus gefährlichen Gewässern kam ausgerechnet ein Konzern unter weiss-blauer Flagge daher, dort hat man offensichtlich ein Lied eines alten bayrischen Barden zum Motto erkoren, Genug kann nie genügen sang er dereinst, und so spielt seither auch die früher so zurückhaltende Manufaktur im Blaskonzert der Leistungszahlenfetischisten mit. Bei Automobilen kann man das ja machen, selbst den potentesten Boliden kann man vorbehaltlos den Händen verhaltensorigineller SpastikerInnen anvertrauen, da stecken ja auch Unmengen von leistungsstarken Rechnern unter der Haube welche die unkoordinierten Fahrbefehle der Chauffeure übersetzen und zügeln, auf dass das teure Stück nicht unkontrolliert in der Botanik entsorgt wird.
Schmerzlicher Nebeneffekt für `echte Männer´, welche durch die öffentlich zur Schau gestellte Beherrschung einer mächtigen Maschine einst ihre Männlichkeit unter Beweis stellen konnten: so ein PS-Monster mit vier Rädern zu pilotieren lockt heute kein Kätzchen mehr hinter dem Ofen hervor, weiss sie sich doch selbst in der Lage, dieses Kunststück zu vollbringen, und in der maskulinen Renomierarena macht man so also keinen Stich mehr.
Das ist aber noch lange kein Grund, verzweifelt nach gebrauchten Draaken zu schielen, die Lösung liegt auch hier in der neuerdings propagierten neuen Bescheidenheit, Weniger ist Mehr, quasi, auch wenn das eine contradictio in adjecto und eigentlich ein dummer Spruch ist, aber zwei Räder weniger helfen hier dem Selbstwertgefühl eindeutig auf die Sprünge, zwischen diesen muss nur ein leistungsstarkes Triebwerk hängen, und Alles wird gut!
Wie viel Leistung hat also die Yamaha V-Max? Eindeutige Antwort: Genug, und eigentlich noch ein Bisserl mehr! Abgesehen vom Kaufpreis, der sich in Anbetracht des Angebots eigentlich auf Diskont-Niveau bewegt, dürften bei den Nebenkosten vor Allem Hinterreifen und Organmandate zu Buche schlagen Oder man unterstützt einen Therapeuten seines Vertrauens, um mittels Persönlichkeitstraining die sittliche Reife zu erlangen, die zum Bewegen der V-Max im gesetzlichen Rahmen unumgänglich ist.
Ich möchte gleich vorweg ein Geständnis ablegen: mir scheint sie nicht in ausreichendem Masse gegeben zu sein, direkt aus dem Unterbewusstsein schleicht sich immer wieder ein Befehl durch die Nervenstränge in die rechte Hand, der folgende Katapulteffekt wiederum reisst die Mundwinkel nach oben, Glückshormone durchströmen das Stammhirn. Man kann aber auch einem griechischen Fischer in seinem Schinakel gleich mit dem Verkehrsstrom schwimmen, eine eventuel hektisch blinkende Verkehrsampel zoomt man sich zwischendurch mühelos näher, ganz so wie der Jägermeister das ahnungslose Rotwild mit seinem Swarovski Glas, dann brüllt die stramme Max halt kurz mal brunftig auf, Waidmanns Dank!
Okay, das klingt jetzt selbst mir etwas infantil im Ohr, aber genau so funktioniert das. Dankenswerter Weise schlägt so eine Spontantherapie aber auch schnell an, hin und wieder angewandt geniesst der Patient nach kurzer Behandlung rasche Besserung, das Wissen um jederzeit verfügbare Medikation lässt ihn gelassen die Unbillen des Alltags ertragen. Nach wenigen Gasstössen reicht es schon, dem Geräusch des, in Lehrlaufdrehzahl einer Autofähre ähnlich klingenden, Aggregates zu lauschen, im hohen Gang die Stadt oder Landschaft zu durchmessen, souverän lächelnd, allzeit bereit überlegene Fahrleistung aus dem Handgelenk zu schütteln. Und sollte tatsächlich mal wieder einer dieser persönlichkeitsgestörten X6 Piloten auf der kurzen Geraden das Verlangen spüren, sich zu produzieren, so sei er schon mal gewarnt: neben der V-Max wirken eure SUVs einfach nur wie Tussikutschen. Höchste Zeit also, Motorrad fahren zu lernen, weniger zwecks Aussenwirkung als vielmehr wegen der Glückshormone!