weltmeister a.d.

Ich hatte neulich die Ehre und das Vergnügen mit Sir Alan Cathcart, Doyen der Zunft der Motorradjournalisten und begeisterter Angaser, ein paar flotte Kilometer an der Cote d´Azur abzuspulen. Dabei hat er mir ein Lied von seiner geringer werdenden Leidensfähigkeit gesungen, „ein, zwei flotte Runden am Rundkurs, o.k., aber den ganzen Tag auf einem sportlichen Bike kauern, das brauch ich nicht mehr!“
Kann ich nachvollziehen, auch der leidenschaftlichste Biker kommt mal in die Jahre, und auch wenn Leistung unserem Lustgewinn dient kann einem mangelnder Komfort den Spass längerfristig verderben. Klar, da gibt es auch noch diese bequemen Cruiser, durchaus reichlich motorisiert, aber halt nicht mit der Fahrdynamik gesegnet, die sich der sportlich orientierte Fahrer wünscht, zudem oft schon vom Image her keine wirkliche Alternative.
Offensichtlich hat man diese Problem in Bologna auch schon erkannt, Feinschmecker mit Hang zur italienischen Küche sind immer schon gerne in Borgo Panigale vorstellig geworden, um ihren Appetit zu stillen. Der wunderbare V-Zweizylinder zählt seit 1970 zu den Gustostückerln des Motorenbaus, so mancher Weltmeister wurde von diesem in der jeweils kraftvollsten Ausbaustufe zum Sieg getrieben, zuletzt 2011 Carlos Checa mit dem Testastretta genannten aktuellen Triebwerk.
Das bekommt man, wie bei Ducati üblich, natürlich im jeweiligen Spitzenmodell der Strassensportabteilung auch mit Strassenzulassung serviert, aber da wären wir eben genau bei oben angesprochenen Problem angekommen, Kreuzschmerz und Nackenspannung sind die unerwünschten Nebenwirkungen. Um auch den distinguiti Signori mit frei verfügbarem Einkommen die Testastretta-Maschine mit den 162 Pferden unter den Allerwertesten schieben zu können hat man sie kurzentschlossen in ein Landstrassenkompatibles Fahrwerk geschraubt. Das fertige Motorrad ist als `Diavel´ im Fachhandel erhältlich, gar nicht so teuflisch wie der Taufname insinuiert, mit dem Zusatztitel `Strada´ versehen machen sie Windshield und Packtaschen Langstreckentauglich, eine, zugegebenermassen stilistisch hart an der Geschmacksgrenze balancierende, Sissybar dürfte als Konzession an etwaige Erklärungsnotstände bezüglich des Kaufpreises im Familienkreis gemeint sein, wasserfeste Innentaschen für die eleganten Ducati-Gepäckstücke und Vorhangschlösser zur Sicherung des kleidsamen Inhalts gibt´s bei Niki Krutak in Brunn a.G., die Firma hiess mal Dirtbike, das passt natürlich nicht mehr zum gepflegten Auftritt gesetzterer Paare. .
Denn dieses Ding lässt die Sozia beglückt jene ungestümen Beschleunigungsvorgänge ertragen, bei denen sie auf anderen Maschinen bereits heftig klammernd an den Lenden hinge, während sie auf der Diavel noch entspannt im Sattel sitzt und der Fahrdynamik nicht weiter abträglich ins Gewicht fällt.
Apropos: erstaunlich leicht ist die Duc obendrein, knapp über 200 Kilogramm sind nicht viel für eine veritable Zweipersonen Kutsche, und die Leistung reicht zur Passagierbeförderung allemal. Auch die Fahrwerksauslegung ist gesellschaftstauglich, dank des relativ weit vorne und unten liegenden gemeinsamen Schwerpunktes fährt sich die Diavel alleine und zu zweit problemlos und zielgenau, hervorragender Geradeauslauf paart sich mit erstaunlicher Agilität, zumal der an der Hinterhand operierende Pneu in 240er Dimension dem ja eigentlich zuwiderlaufen sollte. Dem hat Pirelli in Zusammenarbeit mit den Ingenieuren in Borgo Panigale beeindruckende Entwicklungsarbeit entgegengesetzt, ein völlig neuer Querschnitt hat den überdimensionierten Gummi gezähmt und fahrbar gemacht, nicht einmal in der Stadt spürt man die dicke Walze, dichte Kolonnen werden elegant durchwedelt. Nötig wär´s ja nicht gewesen, sogar die Moto-GP-Racer finden mit 200 Millimetern das Auslangen, aber die sind halt a priori cool und nicht auf optische Machtinsignien angewiesen.
Hätte die Diavel eigentlich auch nicht nötig, ausschauen tut sie ohnedies gut, für Puristen vielleicht etwas zu gestylt, aber jedenfalls eleganter als das Gros der Konkurrenz, und dort wo es drauf ankommt muss sie sich schon gar nicht verstecken, auf der Strasse nämlich, korrekt bewegt. Da ist sie in praktisch jedem Revier ein ernstzunehmender Gegner, oder Partner, ganz wie il Signore wünschen.

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