„You can´t teach an old dog a new trick“ sagen die Briten. Doch das stimmt nur bedingt. So eine Enfield ist ja wohl der Inbegriff eines `alten Hundes´, ein Motorrad wie Ihre Majestät, die Queen herself, wertbeständig, konservativ und keineswegs den Verlockungen schnelllebiger Modetorheiten zugeneigt.
Das passt dann überraschender Weise auch ganz fein in die heutige Zeit, man sehnt sich nach alten Werten, eine gewisse Argwohn gegenüber Veränderungen hat sich im Mainstream breit gemacht. Davon profitieren Konsumartikelproduzenten mit alteingeführten Namen, wenn sie denn keine ihr Eigen nennen können, dann kaufen sie sich halt entsprechende Marken. In der Welt der Mode reüssieren wie immer die Italiener, nunmehr halt unter der Flagge des Union Jack, Belstaff haben sie sich schon unter den Nagel gerissen.
Das kann natürlich der Brite nicht einfach so hinnehmen, schliesslich hat man ja in Sachen historischen Erbgutes selbst einiges zu bieten, gerade in Sachen Motorrad blickt man auf eine grosse Geschichte zurück. Überhaupt, grosse Vergangenheit, Britannia rules the waves, Kolonialmacht und so fort, das ist schon `was.
Na ja, `ist´ ist vielleicht nicht so ganz angebracht, `war´ wäre wohl zutreffender, die Kolonien haben sich schon längst emanzipiert, Indien gar die Kronjuwelen der Fahrzeugindustrie an sich gerissen, Jaguar und Range Rover gehören beispielsweise einem gewissen Herrn Ratan Tata und der residiert in Mumbai.
1955, als die Stadt noch Bombai hiess, begann man im an der am anderen Ufer des Subkontinents gelegenen Stadt Madras mit der Produktion der kleinen Royal Enfield, 350 Kubikcentimeter reichten für einen nachhaltigen Verkaufsschlager im zähen indischen Verkehr. Mittlerweile heisst auch diese Stadt anders, Chennai um genau zu sein, und Enfield ist auch nicht mehr in Worcestershire beheimatet sondern eben an der Bucht von Bengalen, und, auch wenn der Eigentümer Eicher heisst, ebenfalls fest in indischer Hand.
Enfields haben sich immer blendend verkauft, kein Wunder, bei einem eine Milliarde Menschen beherbergenden Heimmarkt, aber auch im sogenannten Westen fanden sich immer interessierte Nonkonformisten, welche auf Anerkennung heischende Leistungsdaten pfiffen und der entschleunigten Fortbewegungsart vergangener Epochen huldigten.
Und nun, am Beginn eines neuen Jahrtausends, hat man als Hersteller eines eigentlich völlig anachronistischen Fahrzeugs plötzlich die Hand am Puls der Zeit! Die Nachfrage aus den hoch entwickelten Ländern der `weissen Welt´ ging merklich in die Höhe, gleichzeitig allerdings auch die Ansprüche der Kunden und Gesetz gebenden Einrichtungen.
Die Aufgabe für die anpassungsfähigen Inder lautete also mehr Leistung, weniger Abgase, modischeres Auftreten zu bieten. `No problem, Sir, the very same can be done immediately!´
Ein wenig helfen haben sie sich schon lassen, von den Freunden in der alten Welt, den Rahmen hat Herr Harris, britischer Guru der Rohrbieger gezeichnet, für Bremsen und Dämpfung zeichnen italienische Ingenieure verantwortlich, das Gesammtpaket trägt jedoch die unvergleichlichen Züge der grossen britischen Geschichte, die ja schliesslich auch den Subkontinent geprägt hat. Und wenn auch der gute alte T.E.Lawrence zu Recht den Beinamen von Arabien trug, und eo ipso eigentlich nicht so ganz hierher gehört, reist sein guter Abenteuergeist auf der Continental GT immer mit. Man fühlt sich auf ihr immer flotter als man vielleicht tatsächlich ist, fescher sowieso, und vor Allem ziemlich frei. Frei von Zwängen und Konventionen, vom Leistungsdruck und dem Wahn, immer den schnellsten, kürzesten oder vernünftigsten Weg wählen zu müssen!
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