Lustig, wenn man auf einem Motorrad durch die Gegend gondelt, das ein Jeder zu kennen meint und freundlich lächelt, nur um seinen Gesichtsausdruck schlagartig zu wechseln, sobald er den Markennamen erfährt. Mash?
Genau! Und bitte nicht Mäsch sagen das Motorrad kommt, nein, weder aus England noch Korea, man legt wert auf den französischen Ursprung. Na gut, produziert wird es in China, zwei unterschiedliche Produktionsfirmen haben die anspruchsvolle Aufgabe übernommen, die recht genauen Vorstellungen der Franzosen in Stahl zu formen.
Biensure, solide Metallverarbeitung steht ganz oben auf der Anforderungsliste der Mutterfirma aus der Bourgogne. Die haben 30 Jahre einschlägige Erfahrung als Importeure, das Programm umfasst Fahrzeuge jenseits des Mainstreams, von Trial- und Endurogeräten bis Quads, dazu noch günstige Massenware aus Korea von Hyosung.
Und nun hat man eben den Sprung zum Produzenten gewagt, offensichtlich gründlich und durchdacht, die aktuelle Modellpalette spielt alle Stückerln, vo 125er Einstiegsgeräten über eine Reihe von ausgesprochen attraktiven viertelliter Bikes bis zu den 400er Modellen, an einem 600 Kubik Motor wird em Vernehmen nach gerade getüftelt.
Wir haben uns mal das derzeitige Topmodell zur Brust genommen, sie heisst FiveHundred, doch Namen sind Schall und Rauch, über genau 397 Kubikcentimeter Inhalt verfügt der Brennraum. A propos Schall: der passt schon mal ganz vorzüglich, die Abgas entsorgung erinnert nicht nur optisch an die Yamaha SR selig, welche ja ihrerseits längst verblichene britische Vorbilder zitiert, auch der Sound lehnt sich an die historischen Vorbilder an. Zumal im Stand, gleich nach dem Starten blubbert sie sonor vor sich hin, vernehmbar doch nicht aufdringlich, da trübt kein zorniges Nachbarswort die morgendliche Vorfreude auf die kleine Sonntagstour.
In Fahrt verschiebt sich das Timbre hin zu den mechanischen Geräuschen, und zwar abhängig von persönlichen Vorlieben sowohl in Sachen Helm als auch Fahrweise. Als obligatorische Kopfbedeckung kommt ja nur ein offener Helm in Frage, und da gibt´s grosse Unterschiede in Sachen akustischen Eigenschaften, auf der MASH empfiehlt sich einer mit ausgeprägter Filterung der Höhen, dann kommt der Bariton aus dem Endrohr schön zur Geltung, während der Sopran im Ventiltrieb in den Hintergrund tritt.
Andrerseits ist natürlich die persönliche Spielweise ausschalggebend, largo assai oder allegro con brio quasi, denn von ziemlich langsam bis fröhlich mit Schwung hat die FiveHundred einen erstaunlich breiten Geschwindigkeitsumfang zu bieten. Nicht, dass das Drehmoment fordend wäre, weder für Fahrer, noch für die, übrigens auch erfreulichen Reifen von Yuanxing. Aber um ohne Drehzahlexzesse wirklich flott im Nahverkehr unauffällig umzurühren reicht´s allemal. Die schmale Silhouette, das geringe Gewicht sowie das spielerische Handling tun dann noch das ihre dazu, dass man in der Stadt keinen Gegner fürchten muss, abgesehn von ambitionierten Rollerfahrern vielleicht.
Richtig unterhaltsam wird es aber draussen vor der Stadt, der Wienerwald beispielsweise bietet sich als Funpark an, und warum nicht gleich der südliche, dort trifft man samstags reichlich Spielkameraden. Nun ist Zurückhaltung fehl am Platz, ausdrehen ist angesagt, und vorauschauende Linienwahl. Es gilt die Devise, wer bremst verliert, der Schwung will mitgenommen werden, dann verlert man auch deutlich stärkere eisen nicht so schnell aus den Augen. Zwei starke Atuots hat man dabei in der Hand, das geringe Gewicht und das spielerische, durchschaubare Fahrverhalten, da spielen auch die schmalen Reifen mit, während der Valentino aus der Hinterbrühl schon das Knie ausfährt sitzt der Gentleman auf der MASH noch immer distinguiert aufrecht. Der spielerische Umgang verleitet fast, das Motorrad als Damenfahrzeug abzutun, was aber nicht stimmen kann, zieht man in Betracht welch geradezu diabolisches Vergnügen es auch ausgewachsenen Herren zu bereiten im Stande ist.
Das Anbremsen reduziert man diesfalls möglichst auf das nötige Minimum, zurückschalten reicht oft schon, recht so, die angemessen wirkende Einzelscheibe vorne zwingt die zarte Gabel zu leichten Verwindungen, nicht weiter schlimm, man gewöhnt sich daran. Anerkennende Blicke erntet man dann am Parkplatz des jeweiligen Ausflugsgasthofes aber nicht nur für die überraschend geringe Verspätung, sondern auch für die erstaunliche Verarbeitungsqualität und verliebte Detaillösungen an der Fivehundred. Geradezu deutsche Schweissnähte, Anbauteile aus massivem Blech, wie man sie zuletzt vor vielen Jahren vielleicht aus Amerika kannte, und ein Gesammteindruck, für den man sonst nach Italien schielte.
Ein Welt-Bike also, in jedem Sinn des Wortes, die Franzosen haben da wirklich ordentlich geplant, den Chinesen auf die kleinen Finger geschaut, bringen den Pariser Streetstyle hinaus auf die Strassen des Globus, die Inder können sich da diesmal ruhig im Norden ein Vorbild nehmen. Ach ja, das beste Argument kommt zum Schluss: der Preis ist ziemlich konkurrenzlos! Um 4799 Euro fährt man ein Bike aus der Donaustadt heim in die Welt, das unverschämt reichlich neidische Blicke provoziert. Merci beaucoup, da kriegt man echt viel Mash für´s Cash!